Einer meiner für mich schönsten Fotoproduktionen hat uns im letzten Jahr durch den Jasmund Nationalpark auf Rügen in Mecklenburg Vorpommerngeführt. Früh morgens traf sich das Produktionsteam des TMV mit dem Amtsleiter und den Revierförstern des Nationalparks am Königsstuhl. Für unsere Jasmund Nationalpark Fotostory (und Videostory) sind wir dann stundenlang die Steilküste entlang gewandert und haben uns diesen einmalig schönen Küstenwald von den Wurzeln bis zu den Baumkronen erläutern lassen.
Highlights gibt es dort viele. Durch frühere private Fototouren kenne ich den Nationalpark schon recht gut. Fantastische Ausblicke und Lichtstimmungen reizen mich als Landschaftsfotografen natürlich sehr. Mit Ruhe und Geduld lassen sich aber auch viele kleine Details wie Reptilien, Blumen und Insekten dort entdecken.
Besonders faszinieren mich die Dynamik und die Ursprünglichkeit in dieser Landschaft. In Norddeutschland finden sich derartige Orte leider nicht mehr allzu häufig. Im Jasmund Nationalpark zeigt sich ein besonders starkes Wechselspiel zwischen Leben und Sterben, zwischen Geologie und Naturkräften. Die Bäume im Küstenwald kämpfen um den besten Standort und das meiste Licht. Dafür streben sie nach oben. Dies gelingt nur durch einen sicheren Stand und einen schnellen und direkten Wuchs nach oben. Durch Wind, Wellen und den stark wasserlöslichen Untergrund kommt es allerdings an der Kreideküste immer wieder zu Abbrüchen. Dem jahrzehntelangen Mühen der Bäume wird an der Küstenlinie ein plötzliches Ende bereitet, indem ihnen sprichwörtlich der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Dadurch zeigen sich dramatische Panoramen an Steilküste und Uferzone, die uns Landschaftsfotografen wunderbare Motive schenken.
Bei unserer Tour hatte ich das Gefühl, dass die Energie und Freude der Revierverantwortlichen des Jasmund Nationalparks, den Parkbesuchern die Prozesse des Waldes zu erläutern, durchaus etwas Gemeinsames mit der Energie und Freude der Bäume hat, dem Licht, im Fall unserer Guides dem Licht der Erkenntnis, entgegen zu streben.
Das sich jemand mit Kompetenz und Ausdauer nachhaltig um unseren norddeutschen Wald kümmert, gibt mir persönlich ein gutes Gefühl. Denn, nur wenn wir in Deutschland mit gutem Beispiel voran gehen, können wir mit anderen Ländern gewissenhaft und ehrlich über deren Wald sprechen.